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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 585

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 6. Joseph Ii. und die völkerbeglückende Aufklärerei. 385 und Böhmen und Belgier über einen Kamm geschoren; da wurden auf gut türkisch die höchstgestellten Officiere und Beamten, Barone und Grafen mit den rohesten Vagabunden zusammen zum Straßenkeh- ren oder Schiffsziehen verurtheilt, da wurden die Leibeignen nicht bloß der Gewaltthätigkeit, sondern auch der schützenden Fürsorge ihrer Gutsherren entzogen, die Juden den Christen gleichgestellt, kurz die ganze bestehende Ordnung der Dinge umgeftürzt. Und nicht bloß die bürgerliche, sondern auch die kirchliche. Keine Klöster mehr, keine Jesuiten mehr, keine Inquisition, kein Gehorsam unter dem Papst. Vergebens reiste Pius Vi. selbst nach Wien, um durch seine persön- liche Erscheinung den radicalen Kaiser umzustimmen. Obgleich Jo- seph gegen das Ende seines Lebens viele seiner Verordnungen zu- rücknehmen mußte, so ward er doch nicht günstiger gegen die katho- lische Kirche gestimmt. Mit herzlicher Wehmuth steht man den edlen aber völlig bethörten Kaiser aus Gram über das Scheitern aller sei- ner Plane in's Grab sinken. Und wie viele andere katholische und protestantische Fürsten oder Mini- ster gruben sich durch gleiche Bethörung selbst ihr Grab und brachten den Staat in heillose Verwirrung. Die beiden südlichen Halbinseln, die italieni- schen Staaten, besonders Neapel unter Tanucci, Spanien unter Wall und S quillace, Portug al unter Carvalho, waren in dersel- den unheilvollen Bewegung. Alle Rechte, Lebensgewohnheiten, Beschäfti- gungen, Trachten der Unterthanen wurden mit rücksichtslosester Mmister- willkür umgestürzt. Mit Gewalt sollten die Leute durch Handel und Indu- strie reich werden, durch französische Weisheit und unvernünftige Freiheits- ideen aufgeklärt werden. Vergebens donnerte der Herr diesen verblendeten Umfturzmenschen durch das furchtbare Erdbeben 1755 und die Zer- störung des prachtvollen Lissabon ein warnendes Halt zu. Nach kur- zer Unterbrechung trieb der fieberhafte Wahn sie weiter und weiter auf dem betretenen Wege bis zum Untergang. Am Ende erreichte sie alle der Arm des göttlichen Strafgerichts. Tanucci ward ge- stürzt, Carvalho zum Tode verurtheilt (später jedoch begnadigt), Squillace durch einen Pöbelaufstand verjagt, Ar and a in den Ker- ker geworfen — aber mit ihrer Entfernung war das Unheil nicht wie- der gut gemacht. Erst die Erschütterungen, welche die französische Revolution auch in diesen Ländern hervorbrachte, offenbarte die Tiefe und den Umfang der sittlichen Verwüstung, welche sie über ihr Land gebracht. Und wenden wir uns von dem katholischen Süden zu dem äußersten protestantischen Norden, so finden wir da dasselbe jammer- volle Schauspiel. Auf dem schwedischen Königsthron saß ein fein-

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 35

1859 - Lübeck : Rohden
Iv. §. 4. Cananiter inmitten Jsrael's. 35 der sie zur Ruhe bringt, ist das Vorspiel des rechten und wahren Frievebringers Jesus. Auch der Name ist gleichlautend. Muß doch auch das neutestamentliche Volk Gottes erst unter dem Zuchtmeister Dioses gestanden, erst unter Furcht und Zittern die Gebote des Herrn am Sinai gehört haben, erst tausendfach in der Wüste geprüft, geläutert und gereinigt sein, ehe der rechte Josua es zur Ruhe bringen kann. Ueberhaupt ist die Geschichte Israel ein vollständiger Abriß der zukünftigen, nun auch schon zum größten Theil verlaufenen Geschichte der Kirche Christi. Ja sie ist auch ein Spiegel für den Kreislauf jedes einzelnen Christen- lebens; insonderheit der bisher besprochene Abschnitt der heiligen Ge- schichte. Von der Taufe tm rothen Meere an, bis zur bewußten Bund- schließung mit dem Herrn am Sinai, begleitet von dein mitfolgenden Fels, welcher Christus ist, gespeist mit Himmelsbrod und getränkt mit Lebenswasser, durch tausend Kämpfe und Gefahren hindurchgerettet, schwer gezüchtiget für die wiederholten Ausbrüche der Sünde, neugebo- ren in der Wüste, da das alte Geschlecht ausstarb und das neue her- anwuchs, so kamen sie endlich, so kommt der müde Christenpilger nach mühevoller Irrfahrt zu den Grenzen des heiligen Canaan, da sie ru- hen sollten. §. 4. Cananiter inmitten Jsrael's. Wie sich wunderbar das Meer vor ihnen getheilt hatte beim Auszug aus Aegypten, so theilte sich wunderbar der Strom vor Israel beim Eingang in's Land Canaan. Derselbe Gott, der damals ihnen eine Rettungslhür geöffnet vor ihren Feinden, öffnete ihnen jetzt die verschlossene Eingangspforte in das Herz des verheißenen Lan- des, stürzte die Mauern der Stadt Jericho, die als Schlüssel des Gebirges Ephraim gelten konnte, und machte die Kinder Israel zu Meistern dieser wichtigsten militärischen Position. Durch sie war die feindliche Macht von vorn herein in zwei Hälften getrennt. Da ward es ihnen leicht, erst nach Süden hin die fünf vereinigten Könige der Amoriter im Thal Gibeon zu schlagen und steh das Gebirge Juda zu unterwerfen; dann sich nach Norden kehrend auch die Macht des gefürchteten Cananiterkönigs zu Hazor zu brechen und somit den Norden wie den Süden des Landes sich zu öffnen. Aber man sieht leicht, daß durch diese Feldzüge und Schlachten die Aufgabe des Josua bei Weitem noch nicht gelöst war. Er sollte das ganze Ca- naan, von der Meeresküste an bis an den Jordan, nicht bloß über- wältigen, sondern auch einnehmen, die heidnischen Völker nicht bloß schlagen und schwächen, sondern auch ausrotten. Bisher aber war nur das Erste geschehen. Ausgerottet waren die Cananiter und Amoriter noch keineswegs. Sie wohnten noch überall in ihren festen Städten, besonders in den Niederungen des Landes. Die eigentliche 3'

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 37

1859 - Lübeck : Rohden
Iv. §. 5. Die Eqnanitcr cun Meer (Phönizier). 37 Eigentümer zurückfällt, unmöglich gemacht. Die Abgaben, welche Jeder zu geben hat, sind Dankopfer, welche dazu dienen sollen, das Nationalheiligthum und die Diener desselben, die Priester und Leviten, zu unterhalten. Diese letzteren aber haben die Verpflichtung, nicht bloß den Tempeldiensi zu besorgen, sondern auch die Kenntniß des Ge- setzes im Volke lebendig zu erhalten. So sollte das Volk ohne mensch- lische Herrscher, lediglich durch die natürliche Autorität der Aeltesten und Priester in der Befolgung der göttlichen Gesetze und in sittlicher Reinheit erhalten werden — ein Musterstaat, nicht bloß für alle Nach- barn, sondern auch für die gcsammte Nachwelt. Aber dieser Muster- staat ist nie zu Stande gekommen. Mit den Cananitern in seiner Mitte konnte er nicht bestehen. Die Reinheit war dahin; das Gottes- volk hatte die gottvergessene und abgefallene Welt unter sich zugelassen, und lebte mit ihr in vertraulichem Verkehr — ein trauriges Zeichen, daß die Aufrichtung und Erhaltung eines reinen und heiligen Staa- tes in dieser sündigen Welt nicht ausführbar ist. Aber an die Ein- zelnen im Staate ergeht nichts desto minder die unabweisliche Forde- rung, heilig zu sein, gleich wie Gott heilig ist, und seinen Geboten zu folgen. §. 5. Die Cananiter am Meer (Phönizier). Lassen wir zunächst die weitere Führung des Volkes Israel aus den Augen, und fragen nach den ferneren Schicksalen der Cananiter. Ein furchtbares Strafgericht war über sie ergangen, wenn auch nicht in der ganzen Ausdehnung, wie der Herr es angekündigt hatte. Zwar nicht die sündliche und strafwürdige Nachlässigkeit der Israeliten brachte dem Ueberrest noch eine Gnadenfrist, denn der Herr hätte ja viel andere Mittel in Händen gehabt, sie vollends zu vertilgen. Aber „sein Erbarmen ist zu groß und reuet ihn bald der Strafe." Die canani- tischen und amoritischen Stämme am Jordan, in Gilead und Basan waren wirklich ausgerottet. Im eigentlichen Canaan waren sie besiegt und zinspflichtig geworden, unzählige waren getödtet, andere geflüchtet. Eben damals begannen die massenhaften Auswanderungen der Cananiter über's Meer. Im nördlichen Afrika soll sich noch in später Zeit eine Denksäule erhalten haben mit der Inschrift: daß ihre Vorfahren dorthin geflüchtet seien vor Josua, dem Räuber ih- res Landes. Aber durch alle diese Einbußen wurde doch der Lebensnerv der cananitischen Macht und ihre Bedeutsamkeit für die Weltgeschichte keineswegs berührt. Auch da sie durch spätere Erstarkung des Vol- kes Israel noch tiefer gedemüthigt wurden, da ihr wieder erneuertes Reich im nördlichen Canaan durch Barak und Debora vernichtet, da das ganze Gebirgsland ihnen verschlossen ward und nur noch der schmale Küstenstreif am Libanon hin ihnen übrig blieb, waren sie

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 14

1859 - Lübeck : Rohden
14 Ii. §. 3. Das Hervortreten der geschichtlichen Völker. §. 3. Das Hervortreten der geschichtlichen Völker. Von nun an bekommt die Geschichte der Menschheit einen be- stimmten Kern und Mittelpunkt, um den sich Alles, wenn auch unbe- wußt, wie um seine Sonne dreht — das ist das Volk Gottes, zu- nächst Abraham's Same. In dem Maße, wie die übrigen Völker mit diesem Volk Gottes in Berührung kommen, gewinnen sie Bedeu- tung für die allgemeine Geschichte. Je weiter sie von ihm entfernt liegen, desto mehr bleibt über ihre Entwickelung und Geschichte tiefe Nacht und Nebel ausgebreitet; und die allgemeine Weltgeschichte übergeht sie mit Stillschweigen. So scheiden sich sofort von selber aus: die meisten Völker Japhet's im hintern, östlichen und nörd- lichen Asien, auch das indische und chinesische, nicht minder die alten Völker des nördlichen Europa, und fast alle Nachkommen Ham's. Nur diejenigen Völker und Staaten, welche zwischen dem k a spi scheu und persischen Meer, und in den Uferländern des mittelländi- schen Meeres wohnen, also die um das Land Canaan wie um ihren geographischen Mittelpunkt herumliegen, kommen demnächst für die Weltgeschichte in Betracht, und zwar bis auf die Aufrichtung des Reiches Christi ausschließlich nur diese: also Aegypten und Syrien, die Länder und Völker am Eufrat und Tigris und in Persien, und die griechischen Völker in Asien und Europa, zu denen erst ganz zuletzt auch noch die Römer sich gesellen. Nachdem aber Christus der Herr auf Erden erschienen und von den Juden verworfen ist, versetzt sich die Weltgeschichte auf einen ganz andern Schauplatz, von Osten nach Westen und Norden. Statt Jerusalem wird Rom der Mittelpunkt des Königreichs Christi und damit auch zugleich den Mittelpunkt, um welchen die Geschichte der fünfzehn folgenden Jahrhunderte nach Christo sich dreht. Deutsch- land aber ist es, und die germanischen Völker, welche dieses Rom mit ihrem Herzblut nähren, und da der aus Aberglaube und Herrsch- sucht aufgebaute Papstthron endlich erschüttert wird und das Papst- reich zerbricht, bleibt Deutschland das Herz, von dem die näh- renden Säfte in alle Glieder der europäischen Christenheit überströ- men, und das deutsche Volk daö Volk der Wahl aus Japhet's Stamme; gleichwie Israel, das nun zersprengte und zertretene, aber zu einer herrlichen Wiederherstellung aufbewahrte Israel das Volk der Wahl aus Sem's Geschlechtern war und als solches auch der- einst noch wiederum erscheinen wird. Um Deutschland her lagern sich die übrigen losgerissenen Theile des alten Papstreichs. Nach

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 170

1859 - Lübeck : Rohden
170 Xiii. §. 2. Natur der Völker, denen die neue Aufgabe zufiel. miteinander wetteifernd, saßen auf den Gebirgen und indem eigentlichen Mittelpunkte Italiens die oökischen und sabellischen Stämme, inson- derheit die Sabiner und Samniter, mit denen es die römische Geschichte am meisten zu thun hat. Ihre Gottesverehrung giebt Zeugniß zugleich von ihrer praktischen Tüchtigkeit (Erde, Feuer, Ehe, Krieg waren ihre Getter), und nicht minder von ihrer sittlichen Strenge, denn auch die abstrakten Begriffe Mitleid, Treue, Barmherzigkeit, Jugend, Rechtschaffenheit, Eintracht u. s. w- wandelten sich ihnen in Gottheiten um. Das italische Volk, mit welchem wir es bei der römischen Ge- schichte zunächst zu thun haben, gehört dem großen semitischen Urstamm au, und zwar dem weitverzweigten indogermanischen oder arischen Geschlecht, aus welchem nicht bloß die Inder und Perser, sondern auch die Griechen und die Italiker, nicht minder auch die Kelten, Germa- nen und Slaven hervorgegangen sind. Während die drei letzteren Völkerstämme das mittlere Europa in Besitz nehmen, die Inder dage- gen und die Perser in der Nähe ihrer asiatischen Heimath blieben, haben sich die Griechen und die Italiker auf den zwei schönen Halb- inseln des Mittelmeeres niedergelassen, welche die Geschichte des classi- schen Alterthums noch heute stets in engster Verbindung zu nennen ge- wohnt ist. Die Zusammengehörigkeit der beiden Völker ist so augen- fällig, daß man gern nach einem Punkte sucht vor dem Anfang der griechischen und italischen Geschichte, wo beide Völker noch ein Ganzes ausmachten. Vielleicht daß man sie in grauer Vorzeit sich in dem vorder« Theile Klein-Asiens noch als ein einiges Volk zusammenwoh- nend denken darf. Von dort zogen sie, „da ihre Lippen zertheilt wurden," auf verschiedenen Pfaden nachdem Westen ab, die einen um in der Nähe des ägäischen Meeres zu bleiben, die anderen um jenseit des adriatischen Meeres sich eine neue Heimath zu suchen. Dort theilte sich dann der italische Hauptstamm wieder in eine Menge einzelner Zweige, unter deren Namen uns besonders die der Umbrer, Samniter, Latiner und Sabiner entgegentreten. Die Sabiner, die nebst den Latinern bei der Gründung Rom's vorzugsweise betheiligt waren, gehörten zu den kräftigsten und unverdorbensten unter den italischen Stämmen. Sie führten ein einfaches, nüchternes, arbeitsames Leben, standen unter der Leitung von Aeltesten oder Stammfürsten, und die schwächeren und unter- geordneten Familien pflegten sich als Clienten unter den Schutz und die Bevormundung der hervorragenden Bürger und Volksgenossen zu stellen. Die Latiner scheinen nicht ganz ungemischten Ursprungs, sondern aus der Verschmelzung des Sika n er oder Sikuler mit einem uralten, in der Mitte Italiens ansässigen Volk, den Kaskern, erwachsen zu sein. Es soll später noch ein dritter Bestandtheil hinzugekommen sein und die Mischung vollständig gemacht haben, nämlich eine Flücht- lingsschaar aus Klein-Asien, die sich aus den Trümmern Troja's unter Leitung des Aeneas gerettet, und etwa 1200 Jahr v. Chr. an der Küste von Latium gelandet sein soll. Das von ihnen erbaute Alba

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 338

1859 - Lübeck : Rohden
33s Xix. §. 8. Karl der Große und die Slaven. hätten sich da nicht alle tieferen Gemüther nach einem neuen, bessern Halt, nach einem ewigen Evangelium sehnen sollen? Und konnte es ihnen denn verborgen bleiben, daß sie selbst an ihrem Verderben Schuld seien? Hatte nicht das Blut der ermordeten Friedensboten, wie der beiden Ewalds in Westfalen, das Blut der unzähligen geschlachteten Ge- fangenen längst wider sie um Rache gen Himmel geschrieen? War ihnen denn in der schrecklichen Verwüstung ihres Landes etwas Anderes geschehen, als was sie selbst seit Jahrhunderten, fast Jahr für Jahr an ihren Nachbarn begangen? Sie haben es erkannt und sich gedemüthigt und Buße gethan und haben sich willig zu den Füßen gesetzt eines Liudger, eines Willehad und wie sonst die theuren Gottesmänner weiter hießen, und haben mit Staunen und wachsender Begeisterung die Kunde vernommen von dem Leben und Sterben des großen Her- zogs unserer Seligkeit. Und mit welcher Innigkeit, mit welcher reli- giösen Hingebung sie sich ihm anschlossen als ihrem himmlischen Ge- folgsherrn, dem sie nachsolgen wollten in Noth und Tod, das ist mit unvergleichlicher Klarheit zu ersehen aus der berühmten sächsischen Evangelienharmonie „der Heliand", welche bald nach dem Tode Karl's des Großen verfaßt ist, eins der Meisterwerke christlicher Kunst und altdeutscher Poesie. §. 8. Karl der Große und die Slaven. Das Volk der Sachsen bildete nur einen vorgeschobenen gewal- tigen Kerl der ungeheuren Heidenmasse, die noch den ganzen Norden und Osten Europa's bedeckte. Die Dänen und Normannen, die un- gezählten Stämme der slavrschen und finnischen und tatarischen Völ- kerschaften, welche von den Oftufern der Elbe und Saale und von den Ostgrenzen Bayerns, bis an das schwarze und weiße Meer und bis in die Steppen Asiens hinein, die früheren Wohnsitze der altger- manischen gothischen Stämme eingenommen hatten, sie saßen alle noch im finstersten Heidenthum. Wie gern hätte Karl's christlicher Eifer auch in diese tiefe Nacht hinein das Licht der Wahrheit getra- gen. Aber dazu reichte der Wille und die Kraft auch des mächtig- sten Sterblichen nicht aus. Gleichwohl griff der rastlose Karl soweit, als nur irgend der Herr es ihm verstattete. Die Lage des neuero- berten Sachsenlandes brachte es schon mit sich, daß er dessen Grenzen gegen Norden und Osten gegen Dänen und Slaven zu sichern suchte. Bei den Dänen genügten schon Karl's Drohungen und Kriegs- rüstungen, um sie von ernstlicher Beunruhigung der Grenzen zurück- zuschrecken. Aber die Slaven hinter der Elbe, die zum Theil mit den Sachsen im engen Bundesverhältniß standen und ihnen zu neuen Aufstandsversuchen immer neuen Anhalt und Aufmunterung boten, machten mehrfache Heereszüge nöthig. Karl soll bis dahin vorge-

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 70

1859 - Lübeck : Rohden
70 Vii. §. 2. Die einzelnen Bestandteile des Weltreichs und deren Mischung. den und der Nachwelt zu bezeichnen. Daher hüllt sich Alles, was wir außer der kurzen Andeutung in der heiligen Offenbarung 1 Mos. 10 über die Anfänge jenes Reichs und Völkerlebens besitzen, in tiefe Nacht der Sagen und Mythen. Persische und griechische Schriftsteller haben dar- über berichtet, aber in höchst ungenügender Weise, und ihre Berichte widersprechen einander. Erst den gelehrten und mühevollen Forschun- gen unserer Tage scheint es aufbehalten zu sein, die uralten Denkmäler, Paläste, Tempel, Inschriften und Documente des seit Jahrtausenden begrabenen Ninive und Babylon aus ihrem fast vergessenen Grabe wie- der an's Licht zu ziehen. Aber es werden noch Zeiten vergehen, bis alle diese Schätze und Erkenntnißmittel gehörig verglichen, geordnet, gesichtet, die Inschriften verstanden und beurtheilt sind, ehe man aus dem, was jetzt noch da ist, auf seinen Ursprung und aus die früheste Geschichte des Reichs zurückschließen darf. §. 2. Die einzelnen Bestandtheile des Weltreichs und deren Mischung. Hinter dem Eufrat wohnten zunächst drei semitische Stämme, nämlich Elam, Assur, Arphachsad. Auch das Gebiet des Aram (Syrer) reichte im obern Mesopotamien noch über den Eufrat hin- über, doch ist von dem hier vorerst nicht die Rede. Wenn man un- ter Arphachsad nicht, wie Etliche wollen, die Landschaft Arrapachitis, sondern das Volk und Land der Chaldäer versteht, so lag dasselbe am untern Eufrat. Weiter nordostwärts wohnte Assur am Tigris und den dahinter sich erhebenden Gebirgen, und südwärts von letz- teren, auch mit dem Chaldäergebiet zusammengrenzend, in der später Elymais genannten Provinz Persiens hat man vermuthlich Elam zu suchen. In nächster Verbindung mit diesen semitischen Völker- schaften stand auch noch das unmittelbar dahinter liegende, südwärts vom kaspischen Meer sich erstreckende Reich deö Madai, der von Japhet stammte, gewöhnlich Medien genannt. Die noch weiter nordwärts und ostwärts wohnenden Brüder Madai's, nämlich Me- sech und Thubal, kommen für unsere Geschichte zunächst nicht in Betracht. Sie lagen schon über den Kreis der mit Israel in Ver- bindung tretenden Völker hinaus (Ps. 120, 5). Während also die Masse der Bevölkerung in der Nähe deö kaspischen Meereö von Japhet, und in der Nähe des persischen Busenö am Eufrat und Tigris vom Sem abstammte, war von Süden her, wie die alten Sagen erzählen, aus Schiffen vom persischen Meerbusen hereinkom- mend, eine Colonie von Ham's Söhnen, Kuschiten, in's Land ge- drungen und hatte sich nicht bloß zum Lehrmeister der noch in patriarchalischer Einfachheit lebenden Stämme, sondern auch zu ihrem

8. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 342

1859 - Lübeck : Rohden
342 Xix. §. 10. Karl der Große und die Mohamedaner in Spanien. nismus fränkischer Grafen mit ihren Unterbeamten, welche wiederum durch außerordentliche Bevollmächtigte und königliche Kammerboten beaufsichtigt, völlig unter den Wink und Willen des mächtigen Selbst- herrschers aller Franken gefesselt waren. §. 10. Karl der Große und die Mohamedaner in Spanien. Noch nach einem andern Schauplatz seiner Thaten müssen wir den ruhmgekrönten Helden begleiten. Denn seine Waffen und Reichs- grenzen reichen nicht bloß von der Tiber bis zur Eider und von den Strömen des Mittlern Ungarns bis zum atlantischen Meer, sondern sie dringen auch tief nach Spanien hinein. Nach Spanien, dem seil bald hundert Jahren mohamedanisch gewordenen Lande mit dem kleinen Rest christlicher Bevölkerung in den nördlichen Gebirgen. Nur als Karl das longobardische Reich in Italien stürzte, hatte er gegen Christen gekämpft. Nach allen anderen Seiten hin standen ihm Heiden gegenüber und der Sieg seiner Heere war zugleich ein Sieg des Christenthums über heidnischen Götzendienst und Zauber- wesen; und wir haben gesehen, mit welcher furchtbaren Härte Karl die heidnischen Greuel ausrottete, besonders unter den Sachsen. Hier nun, in Spanien, stand er den Sara eenen gegenüber und war doch auch selber von Sara eenen herbeigerufcn. Wunderbare Ge- nauigkeit der göttlichen Vergeltung! Durch innern Verfall und Bür- gerkriege im spanischen Christenreich, durch verrätherisches Herbeirufen des Saracenenheeres aus Afrika war es den Mohamedanern gelungen, die schöne pyrenäische Halbinsel für ihren Afterpropheten Mohamed zu erobern. Jetzt wiederholte sich derselbe Zug von Begebenheiten umgekehrt. Durch innern Verfall und Bürgerkriege im spanischen Saracenenreich, durch verrätherisches Herbeirufen des Frankenheeres aus dem nördlichen Nachbarland gelingt es den Christen, wenigstens die nördliche Hälfte der schönen pyrenäischen Halbinsel wieder für den Herrn Christus zu gewinnen. Es war die Zeit des blutigen Unter- ganges des ganzen blutbefleckten ommijadischen Khalifenhauses (S. 318). Die Herrschaft der neuemporgekommenen Abassiden ward von et- lichen Statthaltern (Wali) in Spanien anerkannt, von anderen nicht. Das gab schon blutige Streitigkeiten. Dazwischen hinein kam nun noch der einzig überlebende, aus dem allgemeinen Blutbad gerettete Ommijadensprößling Abderrhaman, der sich zum Emir von Cor- dova (später zum Khalif von Spanien) machte. Viele Statthalter wollten sich ihm und seinem Nachfolger nicht unterwerfen. Da wurde denn sogar der weite Weg von Saragossa nach Paderborn nicht ge- scheut, um Karl zur Hülfe gegen die aufstrebenden Ommijaden her-
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